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Söt im Schnee



   

Juchheiderassassa!
Wie hat sich Söt auf die Berge gefreut.
Bekanntermassen verbringt ein durchschnittlicher Söt den Winterschlaf vollkommen wach
am liebsten im Schnee.
Bei blauem Himmel und
minus 11 Grad fühlt er sich pudelwohl, deshalb trügt jeden Betrachter der Schein, wenn er in Söts Gesicht einen zweifelnden Ausdruck zu erblicken glaubt.

     
 

Da sich Söts vor allem an den Augen
rasch eine bindehautgefährdende Iriskältung zuziehen können, heisst die Devise von Anfang an: Kappe auf (im Volksmund auch Mütze genannt)!
Ausserdem wissen die unterbelichteten Kaltblüter, dass sich ihre Attraktivität mit einer hippen
Kopfbedeckung merklich steigern lässt.

     
  Zunächst muss aber indoor trainiert werden, vor allem deshalb, weil die im allgemeinen latent vergesslichen Söts von Jahr zu Jahr alles vergessen und sich das einstmals Erworbene erneut mit mühsamer Hartnäckigkeit erarbeiten müssen.
     
  Nachdem die Skier einmal angeschnallt sind und zusätzlich in die richtige Richtung zeigen, werden mit grosser Anstrengung auch die beiden Stöcke in die Schenkel genommen.
     
  Mit begrenztem Schwung versucht sich Söt gleich in die siegbringende Abfahrtshocke zu begeben, wobei er nicht nur das Gleichgewicht zu verlieren droht, sondern auch die Orientierung.
     
  Aber auch die schwersten Hindernisse können Söt nicht von seinem Ziel abbringen: der Schnee ruft!
Gloriose Abfahrten, die selbst
erfahrene Skifahrer in Angst und Schrecken versetzen, können nun ungehindert angegangen werden.
Da gewinnt die oft benutzte Floskel
"die Piste unsicher machen" eine ganz neue Bedeutung!
     
  Dabei spielt für Söt gerade auch die teure Markenmode eine übergeordnete Rolle, denn erst mit einer Sonnenbrille von Gucci fühlt er sich in seinem Status bestätigt.
     
  Nun noch die Handschuhe übergestülpt, und losgeht's!
     
  Die erste Panik kommt erwartungsgemäss bereits am Skilift:
nur mit verkrampftem Festkrallen an der lebensrettenden Liftstange kann Schlimmeres verhindert werden.
     
  Aber schon bald weicht der erste Schreck einem zufriedenen - wenn auch selbstverständlich grotesk dümmlich aussehenden - Lächeln, das zwar nicht wirklich als entspannt bezeichnet werden kann, doch Söt immerhin das langersehnte erste Erfolgserlebnis beschert.
     
  Oben angekommen, verwandelt sich die anfängliche Euphorie und Prahlerei jedoch schnell in ein ängstliches Gequake, das von kaum verständlichen Wortfetzen wie "warum..." und "so steil..." sowie
"ääähh... fahrt nur schon mal voraus"
begleitet wird.
     
  Endlich scheint auch der hinterletzte
Söt begriffen zu haben, dass mit Angst nicht viel zu holen ist. Also stürzt er sich lieber ins Abenteuer und schont weder Kind noch Kegel,
schon gar nicht Haus und Hof und Hund. Glücklich kann sich schätzen, wer ihm nicht in die Quere kommt.
     
  Natürlich darf auch die gerade für
Amphibien wichtige Erholungsphase nicht fehlen, die, wie hier zu sehen, elegant mit einem Erfrischungsgetränk eröffnet wird - oder eher: dem Versuch, ein Erfrischungsgetränk zu konsumieren.
Detail am Rande: die zufällig im Hintergrund vorbeimarschierende Skijacke beschert Söt kurzzeitig einen schicken Federschmuck.
     
  Na gut, es gibt ja auch noch was zu essen. Wie bei dem unerquicklichen Grünvieh üblich, total überzuckert und von übermässiger Quantität.
     
  Dank dem Mitleid seiner Begleiter kommt Söt doch noch in den Genuss eines edlen Tropfens des Schweizer Nationalgetränks, welches zum Zwecke der erhöhten und wichtigen Eigrünzufuhr mit dem wertvollen Froschserum angereichert wird.
     
  Ein Gourmet-Söt beschliesst kein Essen ohne den Verzehr einer schokoladenumzogenen seltenen und geschützten Alpenblume.
     
  Den Verdauungsschlaf, welcher bei einem durchschnittlichen Söt bis zu vier Stunden in Anspruch nehmen
kann, verbringt dieses Individuum in
einer der vom Alpentierschutzverein
bereitgestellten Solar-Handschuhe.
     
  Frisch gestärkt nimmt Söt anderntags sein grösstes Wagnis in Angriff: der winterlichen Erstbesteigung des weitherum gefürchteten Piz Kaulquappus, dem selbst Bergsteigerkoryphäen wie z.B.
Reinhold Froschner oder Froschai Lama mit allergrösstem Respekt begegnen.
     
  Allen Warnungen zum Trotz trotzt der trotzkistische Trotzkopf jeglichen
Witterungen und meistert die bisher
von allen Fachleuten als unbesteigbar bezeichnete Westwand
ohne nennenswerte Probleme.
Er erreicht den Gipfel in der Rekordzeit von knappen 40 Sekunden!
     
  Noch trauen die von weither angereisten Schaulustigen ihren Augen kaum: von ganz weit oben grüsst Söt vor dem atemberaubenden Panorama der Amphibienkette, von links nach rechts: Froschglockner, Matterfrosch
und Mont Grenouille.
     
  Dank neuester Techniken können die hartnäckigsten Journalisten, Fans,
Alpenexperten und weiterer Plebs einen Zoom-Blick auf Söt werfen.
     
  Mit einer unerwarteten Überraschung:
Die von weitem stolze Haltung des posierenden Bergsöts entpuppt sich zusehends als starrer Blick in die Ferne, wohl bereits in Vorausahnung
des halsbrecherischen Abstiegs.
     
  Und so kommt es, wie es kommen musste:
ohne jede Technik verliert Söt bei der erstbesten Gelegenheit die Orientierung, kommt von der Route ab und rutscht aus.
Mit fatalen Folgen:
     
  Den ungeschickten Absturz mildert auch die vor lauter Schreck verzerrte Miene Söts in keinster Weise.
Wie kann man sich bloss so einfältig anstellen, fragen sich nicht nur die Vernünftigsten unter den Vernünftigen der als zünftig vernünftig geltenden Alpenvernunftsgesellschaft e.V.
     
  Hals über Kopf stürzt Söt in die Tiefe
und bleibt schliesslich kopfvoran in einer Felsspalte stecken, die wohl schon seit der Zeit der Neandertaler
als verlassen gilt.
     
  Nach der erfolgreich verlaufenen Rettung durch die sofort alarmierte Schweizerische Bergwacht, in Anbetracht der geologischen Besonderheit in Zusammenarbeit mit der UNESCO sowie dem Verein der privaten Meeresfroschzüchterverbandes, wurde Söt wie ein Held gefeiert.
Mit elegantem Hut tauchte er alsbald in der Lounge des Fünfsterne-Hotels "Zum grünen Alpenblick" (der berühmten Kette der Froschenberger Hotels
angehörend) auf.
Ehre, wem Ehre gebührt: nach nicht einmal einer 50minütigen Beratung wurde dem vollkommen verdutzten Stofftier der Nobelpreis für besondere Leistungen im Bereich der Bergkultung überreicht - in Form einer güldenen
Medaille und der "Roten Schleife am laufenden Band".
     
  Wohl erst nach einer gewissen Zeit,
inmitten des Trubels um seine Person wurde Söt seines Zustandes gewahr, seinem unverschämten Glück, der unerwarteten Ehrung wie auch der absoluten Leere in seinem ohnehin winzigen Kleinhirn.
In seinem nachdenklichen Blick kann der aufmerksame Betrachter einen kleinen Anflug von kitschiger
Melancholie entdecken, welcher Söts edles Antlitz zu trüben scheint.
     
  Nach all den schlussendlich heil überstandenen Strapazen schaute sich Söt die komplette Berichterstattung seiner in 107 Länder live übertragenen Klettertour mit anschliessender Ehrung in aller Ruhe im Sofa fläzend noch einmal im Fernsehen an.
Vor lauter Erschöpfung vergass er sogar, seinen Zylinder auszuziehen, ein kleines Malheur, das im weiteren aber folgenlos blieb.
     
  Und so endet eine aufregende Zeit in
den Schweizer Bergen, die durchaus als turbulent bezeichnet werden kann, friedlich vor dem leise knisternden Kaminfeuer.




Phuuuh!